Hier oben und auf einer anderen Seite habe ich unter dem Thema sechste Zeit dazu geschrieben, dass Hundeerziehung immer und zu jeder Zeit erfolgt! Im Unterschied zu uns Menschen kann der Hund nicht zwischen "Freizeit" und "Arbeit" unterscheiden.
Er beobachtet und lernt. Er sammelt Erfahrungen und er sammelt auch Punkte. Er testet seine Grenzen aus - so wie es die Wölfe in der freien Natur seit hunderten von Jahren tun. Eure Schwächen sind seine Stärken. Meint er mehr Stärken zu haben als ihr, zwingt ihn sein Instinkt die Führung des Rudels zu übernehmen, weil Selbiger ihm auch sagt, dass nur so das Überleben des Rudels gewährleistet ist.
Und das Überleben des Rudels - dessen seid absolut sicher - ist ihm das Allerwichtigste!
In dem Moment, wo ihr eine Regel anwendet, eine andere aber nicht, verwirrt ihr den Hund.
Verwirrte Hunde sind unausgeglichen. Unausgeglichene Hunde sind unberechenbar und, das wird euch sicher mehr treffen als alles andere, unglücklich. Ihr wollt doch sicher keinen unglücklichen Hund - oder?
In dem Moment aber, wo ihr kaum eine oder gar keine Regel anwendet, macht ihr ihn zu eurem Rudelführer.
Ein Rudelführer muss das Rudel beschützen! Kann ein Hund das in der heutigen Zeit?
- Sicher kann er Besuch verbellen oder anderweitig tyrannisieren.
- Sicher kann er jedes Läuten an der Haustür mit einem Mördergebell begleiten, weil er Eindringlinge vermutet.
- Sicher kann er Frauchen oder Herrchen so "beschützen", dass der jeweils andere Partner nicht mehr in das gemeinsame Bett oder zum Kuscheln auf die Couch darf.
- Sicher kann er euch beim Baden oder Fönen in die Hand beißen, weil er euer Verhalten nicht toleriert und es auf Hundeart ahndet.
- Sicher kann er nach euch schnappen oder gar beißen, wenn ihr mit "seinem" Futter rumhantiert.
- Sicher kann er euch auch anknurren, wenn ihr ihm "vermeintliche Beute" in Form von Hausschuhen oder gefundenen Knochen wegnehmen wollt.
- Im Extremfall kann er auch disziplinierend nach euch schnappen, wenn ihr in sein vermeintliches Ruhelager eindringt.
Der Rudelführer muss das Rudel aber auch außerhalb der eigenen vier Wände beschützen,
- wenn andere Hund kommen - das kann er.
- wenn andere Menschen euch zu Nahe kommen - auch das kann er.
Ein Rudelführer mag es gar nicht, wenn er sein Rudel nicht unter Kontolle hat und
- wird vor lauter Nervosität die ganze Zeit bellen, die ihr nicht da seid,
- wird vor Frust, ggf. eure Wohnung zerlegen,
- wird aus demselben Grund euer Auto beschädigen oder sonst etwas tun,
Alles das sind Allüren eines Rudelführers.
Dazu kommen noch die Punkte, die ich oben schon geschrieben habe, wie das Ziehen an der Leine u. v. m.
Und jetzt überlegt mal, wie viele Hunde ihr kennt, die genau das tun?
Ein Rudelführer muss aber noch mehr tun:
- Er muss zu jeder Zeit für das Futter des Rudels sorgen, aber er kennt sich weder mit dem Öffnen von Dosen noch Futtersäcken aus; für eure Verpflegung kann er gleich gar nicht sorgen und ich glaube nicht, dass ihr seine Reste essen wollt.
- Er kann auch keine Türen öffnen - die Meisten jedenfalls nicht.
Deswegen ist der "moderne", domästizierte Hund mit der Führung des Rudels überfordert!
Aus diesen Gründen:
Tut eurem Hund und vor allem euch selbst den Gefallen und seid selbst der Rudelführer!
Der glücklichste Hund ist der, der (in seinem Rudel) überhaupt nichts zu melden hat!
Er hat keine Verantwortung und ist deshalb total entspannt.
Wie ihr am besten dahin kommt, könnt ihr in den verschiedensten Büchern nachlesen.